Bergkamen

Februar 7, 2023

Aus gestapelten See-Containern: Junge Firma plant Hotel in Rünthe

Von Jürgen Menke – wa.de

So soll das Hotel aussehen: Die 20 Zimmer entstehen in 15 übereinandergestapelten Seefracht-Containern, die über ein Treppenhaus zu erreichen sind.

In Bergkamen ist ein Hotel geplant, das sich schnell wieder ab- und andernorts neu aufbauen ließe – aus gebrauchten Seefracht-Containern. Der Bauherr und Betreiber verspricht seinen Gästen ein modernes Ambiente in jeweils zehn Einzel- und Doppelzimmern.


Bergkamen – Standort des Neubaus ist die Jockenhöfer-Kreuzung (Werner Straße/Westenhellweg) im Ortsteil Rünthe. Hier wollte schon einmal ein anderer Investor ein Hotel in Modulbauweise erstellen – ohne dass es dazu gekommen ist. Das jetzt vorgestellte Projekt scheint schon weit gediehen. In diesen Tagen soll der Bauantrag gestellt werden. In anderen Städten seien gleiche Gebäude bereits genehmigt worden, heißt es.

Kleinere Städte im Blick

„Tin Inn“ soll das Hotel heißen. Errichten und betreiben wollen es Nico Sauerland, Ivan Mallinowski und Michael Haiser – drei Partner, die auch die Geschäfte der „Containerwerk eins GmbH“ verantworten. Das Unternehmen in Wassenberg (Kreis Heinsberg) mit 80 Mitarbeitern bereitet seit sechs Jahren im Auftrag Seecontainer auf – baut sie etwa zu Wohn- und Lagerräumen um, zu Ferienhäusern oder Büros.

„Irgendwann kam uns die Idee, eigene Hotels zu errichten und zu betreiben“, sagt Sauerland. 2023 will das junge Unternehmen gleich mehrere Objekte verwirklichen – um die Kette dann kontinuierlich weiter auszubauen. In der Pipeline sind aktuell die Standorte Erkelenz, Montabaur, Hückelhoven und Heinsberg. In Bergkamen entstünde das erste Seecontainer-Hotel im Ruhrgebiet.

Die Tin-Inn-Geschäftsführer (von links) Michael Haiser, Nico Sauerland und Ivan Mallinowski.

„Wir gehen in Städte, die für die großen Hotelketten zu klein sind“, sagt Sauerland. Zielgruppe seien etwa Geschäftsreisende und Gäste von Familienfeiern. Der Rünther Standort sei auch mit Blick auf das umliegende Freizeitangebot interessant. Sauerland nennt die Marina, die im Entstehen befindliche Wasserstadt sowie die geplante „Surfwrld“ in Werne.

Seecontainer gebe es wie Sand am Meer, verdeutlicht Sauerland. Auf den Weltmeeren seien zwischen 40 und 50 Millionen unterwegs, jedes Jahr würden Millionen gegen neue ausgetauscht. „Um Nachschub müssen wir uns also keine Sorgen machen.“

Patentierte Methode

Was ausrangiert wird, landet zum Teil in Heinsberg, wo es von Grund auf aufbereitet wird. „Wir haben eine patentierte Methode, mit der wir die Container isolieren. Wir spritzen sie aus“, erzählt Sauerland. Die Frachtbehälter würden dann von außen gestrichen und erhielten – je nach Vorgabe – ihre Ausstattung wie etwa Fenster und Türen. „Im Hotelbereich gehören natürlich auch Dusche und WC dazu.“

Das Eckgrundstück neben der Clemens-Kirche liegt seit Jahren brach und soll nun bebaut werden.
Foto: Jürgen Menke

Ein Tin-Inn-Hotel besteht aus 15 Seecontainern, jeweils fünf übereinander. Die unteren sind geteilt, sodass immer zwei Einzelzimmer entstehen. Sie und die Doppelzimmer oben sind über ein Treppenhaus zu erreichen, in dem auch ein Food-Automat steht. Auf dem abgedichteten Dach des Gebäudes befindet sich in einem weiteren Container die komplette Haustechnik. „Geheizt wird mit erneuerbaren Energien und einer Luftwärmepumpe“, erläutert Sauerland. Das Gebäude entspreche dank der Isolierung der KfW-40-Norm.

Serielle Bauweise

Der Aufbau eines Hotels dauert dank eines hohen Vorfertigungsgrades gerade einmal drei Monate – „jeweils einen für die Erdarbeiten, für das Hinstellen und für die Inbetriebnahme“, verdeutlicht Sauerland. Die serielle Bauweise wirke sich zudem positiv auf die Baukosten aus. Um ein Tin-Inn-Hotel betriebsbereit zu machen – mitsamt Befüllung der Mini-Bars – würden rund 1,7 Millionen Euro investiert. „Das ist im Vergleich zu anderen Hotelbauten wenig.“

Hinzugerechnet werden müssen allerdings noch die Kosten fürs Grundstück. Das will „Tin Inn“ dem Eigentümer in Rünthe nicht abkaufen, sondern die Fläche pachten. „Es geht erst einmal um 15 Jahre“, sagt Sauerland. Dann hätten beide Parteien die Option, die Kooperation zu beenden. Wie gesagt: Ein „Tin Inn“ lässt sich schnell ab- und wieder aufbauen.

Wenn das Konzept am Standort aufgeht, soll ein zweites Hotel an der Werner Straße entstehen.

Erschlossen werden soll das Hotel über den Westenhellweg. „Wir planen so viele Parkplätze wie Zimmer“, sagt Sauerland. Sollte das Konzept in Rünthe aufgehen und weiteres Potenzial bieten, will der Betreiber ein zweites Hotel gleich daneben auf schon gepachteten Areal errichten.

Nachhaltigkeit und Digitalität – das seien die Leitmotive beim Aufbau der Hotelkette, sagt Sauerland. Zunächst einmal würden die Container („Sie halten gut 70, 80 Jahre“) vor dem Einschmelzen bewahrt, auch Technik und Ausstattung trügen dem Umweltgedanken Rechnung.

Online buchen, Pin per Mail

Digitale Lösungen sorgten darüber hinaus für geringe laufende Kosten. „Die Kunden buchen und zahlen ihr Zimmer online und erhalten vor der Anreise eine Pin-Nummer für ihr Zimmer“, erläutert Sauerland. Für offene Fragen stehe ein rund um die Uhr besetztes Call-Center zur Verfügung. „Unterm Strich benötigen wir für den Hotelbetrieb jeweils zwei Reinigungskräfte und die Mitarbeiter im Call-Center.“

Die Übernachtungspreise können laut Sauerland je nach Angebot und Nachfrage wechseln. Richtwert seien in etwa 65 Euro pro Nacht. „Das ist gesundes Mittelfeld.“ Als erstes „Tin Inn“ werde Ende Februar das Haus in Erkelenz an den Markt gehen, kündigt der 36-jährige Betriebswirt an. Dann – noch in 2023 – bis zu sieben weitere. „Ich hoffe, Rünthe ist dabei.“

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