HEINSBERG ERKELENZ

December 18, 2022

Große Pläne mit Container-Hotels

VON DANIEL GERHARDS – HEINSBERG ERKELENZ

Wassenberger Unternehmen Containerwerk will schon bald in Hückelhoven, Erkelenz und Heinsberg starten.

Bevor sie zu Hotelzimmern werden, haben sie oft schon etliche Seemeilen und Autobahnkilometer auf dem Buckel. Das Wassenberger Unternehmen Containerwerk baut gebrauchte Seefrachtcontainer zu kleinen Wohneinheiten um. Nebeneinandergestellt und übereinandergestapelt sollen sie nun zu Hotels werden. Die ersten sollen schon bald in Erkelenz, Heinsberg und Hückelhoven gebaut werden, sagt Nico Sauerland, kaufmännischer Geschäftsführer des Unternehmens. Die nächsten Standorte hat er auch schon im Blick, vielleicht im Heinsberger Südkreis, vielleicht in der Städteregion Aachen oder am Niederrhein. Bei einigen Standorten ist er schon ziemlich sicher, dass sie kommen werden.

Nachhaltiges Konzept

Für das Projekt Tin Inn, was man augenzwinkernd mit „Dosenhotel“ übersetzen könnte, greift das Containerwerk auf die Technik zurück, mit der es schon seit einigen Jahren gebrauchte Container zu Wohnraum macht. Das Unternehmen hat ein weltweit patentiertes Verfahren entwickelt, mit dem die Container mit PU-Schaum gedämmt werden. Bei dem Hotelprojekt werde die Idee, Container wiederzuverwerten, noch einmal nachhaltiger, weil man erstmals PU-Schaum einsetze, der nicht auf Rohöl-, sondern auf pflanzlicher Basis hergestellt wird.
Vorstellen kann man sich das Container-Hotel so: Fünf zu Zimmern umgebaute Container werden nebeneinandergestellt, dann kommen noch einmal zwei Etagen mit jeweils fünf Containern obendrauf. So entsteht ein dreigeschossiges Gebäude aus 15 Containern, die 20 Einzel- und Doppelzimmer auf dem Niveau von 3-Sterne-Plus haben. Davor soll eine Konstruktion aus Betonfertigteilen gesetzt werden, die den Zugang zu den Zimmern ermöglicht.

Als Bauzeit veranschlagt Sauerland rund zwei Monate, die Baukosten lägen 25 Prozent niedriger als bei einem vergleichbaren konventionellen Hotel. Entstehen sollen sie nun in Erkelenz in der Nähe der Autobahnabfahrt Süd hinter Küchen Schaffrath, in Heinsberg neben der Shell-Tankstelle an der Industriestraße und in Hückelhoven an der Sophiastraße neben dem Kindergarten „Traumland“. Für den Standort Erkelenz gebe es sogar schon eine Baugenehmigung, sagt Sauerland. Die könnte bald in Hückelhoven folgen, denn Beigeordneter Dr. Achim Ortmanns und Bürgermeister Bernd Jansen (CDU) waren nach einem Besuch bei dem Wassenberger Unternehmen durchaus wohlgesonnen. „Als die sich bei uns gemeldet haben, waren wir erst mal skeptisch“, sagt Ortmanns. Das Konzept habe dann aber überzeugt.„Was die machen, ist schon beeindruckend“, sagt er. Das Ganze sei viel einfacher zu realisieren als ein normaler Bau. „Und das sieht auch noch gefällig aus. Das sind keine abgestellten Container, die irgendwo vor sich hin rosten, das sieht chic aus“, sagt er. Wenn der Bauantrag noch in diesem Jahr gestellt werde, könne es nächstes Jahr losgehen, sagt Ortmanns.

„Das sind keine abgestellten Container,
die irgendwo vor sich hin rosten, das sieht chic aus.“

Dr. Achim Ortmanns, Beigeordneter der Stadt Hückelhoven

Die Gründe dafür, dass die Projektidee offensichtlich in vielen Städten gut ankommt, zählt Sauerland aus dem Effeff auf. Man merkt, dass er das Konzept schon etliche Male bei Städten und Grundstückseigentümern vorgestellt hat. Hotels seien in mittelgroßen Städten knapp, aber die großen Hotelketten kommen nicht, weil es sich für sie nicht lohnt. Im Prinzip lohne sich ein klassisches Hotel erst ab 100 Betten. Und das sei oft zu viel für eine kleine Stadt.

Hinzu kommt, dass die Standorte bloß gepachtet seien und man die Hotels so schnell wieder ab- wie aufbauen könne. Für das Containerwerk rechne sich die ganze Sache wegen der niedrigeren Baukosten und einem fast ausschließlich digitalen Betrieb. „Wer ein Zimmer bucht, bekommt einen Code, mit dem er ins Gebäude und in sein Zimmer kommt“, sagt Sauerland. Frühstück oder einer Rezeption gibt es nicht, dafür sind die Standorte meist so gewählt, dass ein Bäcker oder Imbiss in der Nähe ist.
Die Zielgruppe ist ganz klar: Geschäftsreisende und Monteure. „Eine Familie mit drei Kindern ist bei uns im Prinzip nicht richtig“, sagt Sauerland.


Im kommenden Jahr will Sauerland mindestens fünf, lieber zehn solcher Tin Inn-Hotels bauen. Mittelfristig sollen 25 pro Jahr hinzukommen. Das zeigt die Dimension des Projektes. Es soll wachsen, und zwar schnell. Zuerst in der Region, dann in NRW, dann in Deutschland und dann vielleicht auch international. Wenn man Sauerland reden hört, dann bekommt man den Eindruck, dass er groß denkt, ohne sich von seinen Wurzeln zu entfernen. Denn am Ende bleiben die Container-Hotels ein Projekt für den ländlichen Raum. An Kö oder Ku’damm würde das Konzept nicht funktionieren. Es ziele auf Städte in der Größenordnung von Wassenberg bis Mönchengladbach, also 20.000 bis 200.000 Einwohner.

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