MONTABAURWESTERWALD

December 17, 2022

In Montabaur entsteht Hotel aus Seecontainern

VON THORSTEN FERDINAND – WESTERWALD

Familie Mays investiert in Projekt im Stadtteil Quartier Süd Bauzeit für Haus mit 40 Gästezimmern beträgt nur wenige Wochen.

Im Montabaurer Stadtteil Quartier Süd wird in nur wenigen Wochen ein neues Hotel mit rund 40 Gästezimmern und 60 Betten entstehen. Möglich ist dies dank einer innovativen Bautechnik: Zum Einsatz kommen ausrangierte Container für Seefracht, die von der Firma Containerwerk aus Wassenberg in Nordrhein-Westfalen ausgebaut und montiert werden. Im Inneren wird nach Fertigstellung nichts mehr an die Container erinnern, von außen jedoch bleibt die außergewöhnliche Optik weitgehend erhalten.

Standort des Hotels garni mit dem Namen „Tin Inn“ wird das Gewerbegebiet in dem Montabaurer Stadtteil sein, das man über die Zufahrt am Ortsausgang von Montabaur in Richtung Niederelbert erreicht. Optisch passe die Container-Bauweise dort perfekt hin, zeigt sich Familie Mays überzeugt, die rund 3,5 Millionen Euro in das Projekt investieren will. Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium unterstützt den Bau mit knapp 700 000 Euro aus einem Förderprogramm zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Gastgewerbes. Den symbolischen Bescheid übergab Staatssekretärin Petra Dick-Walther am Montagnachmittag im Hotel Schlemmer an Natalie Mays und ihre Familie.

Zur Vorstellung des Projekts waren auch Vertreter der Firma Containerwerk anwesend, die ihre innovative Technik dem Publikum erläuterten. Man rette mit dem Umbau ausrangierter Seefrachtcontainer wertvollen Stahl vor der Schrottpresse, sagte Ivan Mallinowski von dem Wassenberger Unternehmen. Insgesamt 34 Container werden verbaut, die von innen gedämmt und mit Gipsplatten verkleidet werden. So ähnlich wie bei einer Fertigbauweise können die Container vorab so gut vorbereitet werden, dass der eigentliche Aufbau in Montabaur innerhalb weniger Wochen über die Bühne gehen soll. Bereits Ende des laufenden Jahres soll das Hotel fertig sein, hieß es bei der Vorstellung. Derzeit ist das 2200 Quadratmeter große Grundstück im Quartier Süd noch komplett unbebaut.

Die Idee für dieses ungewöhnliche Projekt sei ihr buchstäblich über Nacht gekommen, berichtete Natalie Mays. Sie habe von einem Containerhotel geträumt und sofort zu ihrem Mann gesagt: „Das machen wir!“ Anschließend begann die Suche nach einem geeigneten Grundstück und einem entsprechenden Unternehmen. Der Dank der Familie galt nun auch Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland, Vertretern der Wirtschafts- und Tourismusförderung sowie der Sparkasse Westerwald-Sieg als finanzierender Bank.
Als Zielgruppe für das neue Hotel sieht Ralf Mays vor allem größere Gruppen, die bislang Schwierigkeiten haben, in Montabaur einen Beherbergungsbetrieb mit einer ausreichenden Anzahl von Zimmern zu finden. Die bestehenden Hotels in der Stadt sind (abgesehen vom Schloss) zu klein, um zum Beispiel eine komplette Busgruppe aufzunehmen, und oft auch nicht barrierefrei, so Mays. Das Hotel Schlemmer in der Fußgängerzone zum Beispiel, das ebenfalls von Familie Mays betrieben wird, befindet sich in historischen Fachwerkgebäuden und kann deshalb nicht in Gänze behindertengerecht ausgebaut werden.

„Sie haben wahnsinnig viel Mut, aber bei so viel Enthusiasmus kann das nur gut gehen.“

Staatssekretärin Petra Dick-Walther

Nicht zuletzt ist die Parksituation für Busse und größere Gruppen, die mit mehreren Fahrzeugen anreisen, in der Innenstadt schwierig. Das neue Angebot richte sich zum Beispiel auch an Motorrad- und Oldtimergruppen, die in der warmen Jahreszeit regelmäßig an den Wochenenden in der Region unterwegs sind. Diese Kunden wollen ihre Fahrzeuge in der Regel in Sichtweite zur Unterkunft parken, erklärte Mays. Für die beiden Hauptgebäude werden jeweils 15 Container auf drei Stockwerken verbaut. Die Doppelzimmer werden 26 Quadratmeter messen, die Einzelzimmer sind etwa halb so groß, erklärte Mallinowski. Da alle Räume rechtwinklig angelegt sind, werde man aber nicht das Gefühl haben, dass es eng oder klein ist, versprach der Unternehmer. Die Zimmer werden demnach über geräumige Bäder und jeweils eine Kochnische für Selbstversorger verfügen. Im gastronomischen Bereich wird sich das Hotel auf Frühstück beschränken. Ein entsprechender Raum wird ebenfalls in mehreren ausgebauten Seefrachtcontainern eingerichtet und soll auch die Lobby enthalten. Das Treppenhaus schließlich wird aus Stahlbeton gefertigt.

Grundsätzlich setzen die Macher jedoch auf Recycling und Nachhaltigkeit, um Ressourcen zu schonen. Zum Heizen ist eine Wärmepumpe vorgesehen, Strom soll unter anderem mit Fotovoltaikanlagen erzeugt werden, die komplette Einrichtung wird aus Bambus sein. Auch dank dieser erneuerbaren Energieträger können die Räume bei Bedarf klimatisiert werden, was derzeit bei den meisten Hotels in Montabaur noch nicht üblich sei.

OTHER PRESS ARTICLES