ERKELENZ

Dezember 19, 2022

Erkelenz bekommt Schiffscontainer-Hotel

Von Christos Pasvantis – Erkelenzer Zeitung

Das Wassenberger Unternehmen Containerwerk will ab dem kommenden Jahr fünf Hotels eröffnen, das erste entsteht derzeit in Erkelenz. Wie das Digital-Konzept ohne Rezeption funktioniert und was eine Nacht im Containerhotel kostet.

An der Gewerbestraße Süd, etwas versteckt hinter Küchen Schaffrath, entsteht in Erkelenz derzeit das erste Hotel in der Region, das fast vollständig aus alten Seefrachtcontainern gebaut wird.
Das „Tin Inn“ soll das erste von fünf Hotels sein, das das Wassenberger Unternehmen Containerwerk ab dem kommenden Jahr eröffnen will. Zwei Hotels in Montabaur (Rheinland-Pfalz) sowie jeweils eins in Hückelhoven und Heinsberg sollen dann schnell folgen.
Die erste Etage des Hotels in Erkelenz wird derzeit bereits errichtet. „Wir planen die Fertigstellung im Februar oder März 2023“, sagt Nico Sauerland, kaufmännischer Geschäftsführer von Containerwerk. „Das wird auf unseren Baustellen immer so sein: Bei den Erdarbeiten ist zunächst wenig zu sehen. Und wenn dann die Container kommen, geht alles sehr schnell.“

v.l.: Die Unternehmensgründer Michael Haiser, Nico Sauerland und Ivan Mallinowski.

Fokus liegt voll auf dem Hotelbau

Bislang hat Containerwerk auch kleinere Wohneinheiten aus Frachtcontainern gefertigt – für die Zukunft liegt der Fokus aber fast vollständig auf Hotels. Für einige gewerbliche Großkunden produziere man derzeit noch, Einzelaufträge von Privatkunden würde man in Wassenberg derzeit aber nicht mehr annehmen, sagt Geschäftsführer Nico Sauerland.

Die Hotels sollen allesamt ähnlich aufgebaut sein: Auf drei Etagen werden jeweils fünf umgebaute ehemalige Logistikcontainer, die auf den Weltmeeren und im internationalen Straßen- und Schienennetz unterwegs waren, aneinandergereiht und von zwei großen Betonbauteilen zu einem Hotel umrahmt. Über den Betonanbau gelangen die Gäste über Treppen und Flure zu ihren Containern. Weil die Container im Erdgeschoss geteilt werden, kommt man so auf 20 Zimmer pro Hotel.

Die Container baut die Wassenberger Firma zuvor mit einem weltweit patentierten und von der RWTH Aachen zertifizierten Konzept um, um bei der Wärmedämmung, laut Sauerland, „höchste KfW-Standards“ einzuhalten. Die Elemente werden unter anderem mit PU-Schaum gedämmt. „Es ist das erste Hotel dieser Art, das wir bauen“, sagt der Geschäftsführer, „aber das erste von potenziell sehr vielen“. Denn das „Tin Inn“ (Tin heißt auf Englisch auch Blechbüchse oder Konservendose) sei vom Prinzip her eins zu eins an viele andere Orte im ganzen Land übertragbar.
Das Erkelenzer Land ist nicht als Touristenregion bekannt, der Standort im Gewerbegebiet in der Nähe der Autobahn liegt auch nicht gerade mitten im Stadtkern. Containerwerk habe aber ohnehin eine klar
definierte Zielgruppe: „Hier gibt es deutlich mehr Geschäftsreisende, Monteure oder Tagesgäste, als man vielleicht glaubt“, sagt Nico Sauerland, „und für die sind die Hotelplätze in der Region doch relativ begrenzt.“

Für die Innenausstattung habe man sich ein „Drei-Sterne-Plus-Konzept“ mit einem modernen Design auferlegt: „Das werden keine Low-Budget-Zimmer, keine einfachen Monteursräume. Der Unternehmer soll sich bei uns genauso wohlfühlen wie derjenige, der zur Kommunion oder Goldhochzeit eine Übernachtungsmöglichkeit braucht.“

Der Tagespreis soll sich im für die Region üblichen Rahmen bewegen. „Im Preismittelfeld“, wie Sauerland sagt. Ein Zimmer wird je nach Tag und Nachfrage zwischen 75 und 90 Euro kosten.

Containerwerk will sich „bewusst auf Städte wie Erkelenz und Heinsberg konzentrieren und nicht auf Großstädte wie Düsseldorf oder Bonn“, sagt Nico Sauerland. Dort würden sich Hotels erst ab einer Größe von 100 Zimmern rechnen.

Eine wichtige Rolle in der Finanzkalkulation spielt auch das Personal – oder vielmehr dessen Einsparung. Eine Rezeption und Angestellte vor Ort sind im Konzept nämlich nicht vorgesehen. „Mit einer konventionellen Lösung und fünf Vollzeitkräften geht das finanziell nicht auf“, erklärt Sauerland. Der Check-in wird vielmehr online ablaufen.

Dass man der Region so Arbeitsplätze vorenthalte, will Sauerland als Gegenargument aber nicht zählen lassen: „In unserer Produktion in Wassenberg wachsen wir dafür ständig, da haben wir mittlerweile rund 100 Mitarbeiter.“ Die Nachfrage nach den Containern sei riesig. In den kommenden Jahren wolle man sich, wenn es gut läuft, aber nahezu vollständig auf den Hotelbau konzentrieren: „Am liebsten würden wir nur noch Hotels bauen, wir stecken unser Geld voll und ganz in dieses Projekt.“

Das sogenannte Upcycling als nachhaltige Herstellungsvariante liege voll im Trend, Containerwerk sei als Unternehmen „voll auf Nachhaltigkeit getrimmt“, sagt Sauerland. „Von den Containern über die Seife und die Handtücher, wir ziehen das voll durch.“

WEITERE PRESSEBEITRÄGE